Hanfbeton
Hanf ist ein echtes ökologisches Multitalent. Leider wird
die Pflanze zu oft nur mit dem von vielen als angenehm beschriebenen High in
Verbindung gebracht. Doch Hanf hat noch viel mehr zu bieten als dichte
Rauchschwaden. Vom medizinischen Nutzen ganz zu schweigen, findet die Pflanze
beispielsweise auch in der Textilindustrie, Nahrungsmittelherstellung oder
Kosmetik Verwendung. Doch auch auf dem Bau gibt Hanf eine mehr als gute Figur
ab.
In den Baumärkten hierzulande sucht man den Rohstoff meistens
noch vergebens. Dabei gilt die Pflanze in der Branche als Alleskönner. Aus Hanf
kann nahezu jedes Material, das auf dem Bau benötigt wird, hergestellt werden.
Von Bodenplatten über Wände bis zu Ziegel, Putz oder Dämmwolle ist
in unterschiedlichen Herstellungsverfahren alles drin.
In Deutschland steckt die Entwicklung vom sogenannten
Hanfbeton noch in den Kinderschuhen. Hier gibt es zum Beispiel einen
Nutzhanfhersteller aus der Uckermark, der sich mit der Thematik beschäftigt.
Andere Länder wie Frankreich, Großbritannien, Belgien oder Spanien sind da
schon weiter. Dort gibt es bereits zahlreiche und zum Teil ausgezeichnete
Projekte, die mit dem ökologisch unbedenklichen Stoff gebaut wurden.
So zum Beispiel eine im Jahr 2005 in Southwood/GB errichtete
Lagerhalle für eine Brauerei, die eine Größe von 2.382 qm aufweist. Die Außen-
und Zwischenwände bestehen dabei aus Blöcken, die aus Hanf, Zement und Kalk
erstellt wurden. Zur Folge hat das eine hervorragende Dämmwirkung.
Feuchtigkeit und Temperatur im Gebäude werden so gut reguliert, dass auch an
heißen Tagen keine externe Klimaanlage zum Kühlen der Bieres benötigt wird.
Dieses Beispiel lässt vielleicht schon erahnen, welch großes Potential Hanfbeton mit
seinen positiven Eigenschaften auf dem Bau besitzt.
Was ist Hanfbeton?
Hanfbeton ist nicht Beton im eigentlichen Sinne. Die Bezeichnung ist lediglich auf die Festigkeit des Stoffes bezogen. Bei Hanfbeton handelt es sich um ein Gemisch aus dem holzigen Inneren des Stengels, den sogenannten Schäben, zusammen mit Kalk und Wasser. Die Masse, die daraus entsteht, kann beispielsweise in Wände oder Fundamente gegossen werden, dabei weist sie nur 1/6 des Gewichts von herkömmlichem Beton auf.
Gleichzeitig ist Hanfbeton aber bis zu siebenmal stärker als normaler Beton und dreimal biegsamer als dieses. Wind und Wetter kann dem Werkstoff nichts anhaben. Im Gegenteil: Es sorgt dafür dass dieses versteinert und im Zuge dessen immer härter und stabiler wird. Mit der Zeit lässt sich die Festigkeit mit der von herkömmlichen Beton vergleichen. An Flexibilität büßt Hanfbeton jedoch nichts ein. Anders als Standardbeton bricht Hanfbeton beispielsweise nicht bei Erdbewegungen und benötigt daher keine Dehnungsfugen.
Ökologische Vorteile
Zugleich kommt Hanfbeton der Umwelt zugute. Das ist in Zeiten von Nachhaltigkeit und Passivhäusern kein ganz schlechtes Argument.
Hanf lässt sich leicht anbauen und wächst rasch – eine Plantage kann in der Regel nach vier Monaten geerntet werden. In den letzten Jahrzehnten wurden in Europa Nutzhanfsorten gezüchtet, die einen hohen Fasergehalt besitzen und somit gegen Umwelteinflüsse gut gewappnet sind. Eine chemische Behandlung ist in den meisten Fällen nicht nötig. Aufgrund dessen ist ein Anbau der Pflanze recht simpel und kann wirtschaftlich überschaubar gestaltet werden.
Die Branche kann mit der Pflanze auf einen nachhaltigen und nachwachsenden Rohstoff zurückgreifen, der über die gesamte Lebensdauer CO2 bindet und für eine Reduzierung des Treibhauseffekts sorgt. Zahlen von Hanfbeton-Hersteller „Tradical“ besagen, dass ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit Hanfbeton gegenüber konventionell gebauten Häusern eine Einsparung von ca. 30 t an CO2-Emissionen habe.
Auch bei der Herstellung kann Hanfbeton mit einer besseren Energiebilanz punkten. Des Weiteren bieten sich aufgrund des geringeren Gewichts auch Vorteile im Transport. Zudem lässt sich Hanf vollständig recyceln. Da nur natürliche Stoffe enthalten sind, vertorft und verrottet es mit der Zeit ohne Rückstände und ist somit ökologisch abbaubar.